Ein Hauch von Hundertwasser in Hofheim


„Besuchen Sie die Toiletten – unbedingt!“ ruft Rainer Immensack in die Runde und alle Anwesenden lachen herzlich. Der 72-Jährige aus Hofheim-Diedenbergen spricht beim MOKKA-Frauenfrühstück am vergangenen Mittwoch im Pfälzer Hof über den österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser.
In den von Hundertwasser entworfenen oder inspirierten Gebäuden seien die Waschräume immer besonders schön gestaltet, erklärt der Hesse: Mit vielen bunten Details und eben dadurch vollkommen anders, als im klinisch-sterilen Einheitslook, den wir von öffentlichen „Stillen Örtchen“ gewohnt sind.
Seit fast zwanzig Jahren beschäftigt sich Rainer Immensack mit den bunten Kreationen des „Architekturdoktors“. Eigentlich wollte der ehemalige Unternehmensberater seinerzeit lediglich den heimischen Balkon etwas ansprechender neu gestalten. „Verzieren, damit er ein anderes Gefühl ausstrahlt“, lacht der Hofheimer. Die Inspiration kam durch die fließenden Formen und Farben von Hundertwasser – und wurde schnell zur Leidenschaft.

Anhand unzähliger Fotos und gespickt mit witzigen Anekdoten erzählt Immensack eloquent und mitreißend von seinen Reisen durch Deutschland und ganz Europa hin zu Gebäuden, die vom Künstler gestaltet oder inspiriert wurden. So erfahren die Teilnehmerinnen, während sie die Köstlichkeiten vom üppigen Frühstücksbuffet genießen, vom Kindergarten in Wülfrath in Nordrhein-Westfalen. Die dortigen Kinder schrieben einmal an Hundertwasser mit der Bitte, er möge ihren Kindergarten umgestalten und schöner machen. Das ließ sich der Künstler nicht zweimal sagen und entwarf auf einem Bierdeckel ein architektonisches Konzept. Dieses wurde auch umgesetzt – und so kam es, dass der Kindergarten einen schmucken Zwiebelturm hat, der mit weithin glänzendem, echtem Blattgold verziert ist.

Immensack berichtet, oft sei der Künstler erst gerufen worden, „wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war“, wenn also ein Gebäude fertiggestellt war, aber kühl und abweisend wirkte. Dann konnte Hundertwasser als eine Art Doktor die Strenge „heilen“. Leuchtende, schillernde Farben und organische, runde Formen, ebenso wie die Einbindung der Natur sind Merkmale des Künstlers, der noch heute viele zur Nachahmung inspiriert. „Vielleicht ist Hundertwasser ein Spinner gewesen“, meint der Hesse, „aber sein Werk finde ich großartig!“.
Im Juni 2022 folgt ein weiteres MOKKA Frauenfrühstück. Dann geht es um ein aktuelles, gesellschaftspolitisches Thema. Der Termin hierzu wird rechtzeitig bekannt gegeben. Das MOKKA-Frauenfrühstück ist eine Initiative des Hofheimer Familienzentrums in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Main-Taunus (KEB).